Das Thema des weiblichen Orgasmus ist unerschöpflich, denn es gibt mindestens so viele unterschiedliche Wege zum Höhepunkt zu kommen, wie es Frauen auf dieser Welt gibt. Der Grund für diesen Beitrag ist das Gesicht meiner Freundin, als ich ihr erzählt habe, dass es ganz normal ist, wenn sie durch Penetration nicht kommt. Sie war verzweifelt und dachte, sie hätte nur noch nicht den richtigen Mann dafür gefunden. Sie erzählte von ihren zahlreichen Versuchen in den letzten Jahren. Große Penisse, kleine Penisse, dicke und dünne….keiner konnte ihr zum Orgasmus verhelfen. „Wenn ich es selber mache, dann komme ich, aber der richtige Schwanz war offenbar bis jetzt noch nicht dabei“, meinte sie nach dem 3.Glas Rotwein. Sie machte sich einen solchen Druck! Als ich dann zum besten gab, dass ich beim Sex auch nicht komme und ich trotzdem ein sehr erfülltes Sexleben habe, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Dieses Gesicht werde ich nie wieder vergessen.
Der klitorale Orgasmus: eine Sache der Konditionierung
Während der Orgasmus des Mannes eine Selbstverständlichkeit ist und meist automatisch das Ende des Geschlechtsverkehrs bedeutet, ist der weibliche Orgasmus ein Pflänzchen das nicht immer automatisch durch Erregung wächst und erblüht. Umfragen zufolge kommen nur 25% der Frauen durch Penetration beim Sex, also ohne zusätzliche Stimulation. Dafür haben Frauen mehrere Möglichkeiten zum Orgasmus zu kommen. Nehmen wir mal den reinen klitoralen Orgasmus her: Das ist wohl der erste Höhepunkt im bewussten sexuellen Erleben der meisten Frauen. Wir haben bereits im Mutterleib unsere ersten Höhepunkte (tatsächlich!) und auch in der Windel oder im Kindergarten verspüren wir Freude daran, uns zu reiben und genießen dieses schöne und warme Gefühl. Bewusst berühren wir uns allerdings erst später. Und erkunden dabei, was uns gefällt. Das Reiben der Klitoris gehört zu unseren ersten sexuellen Erfahrungen. Viele Frauen sind dann darauf konditioniert. Wenn der Körper nur diese Art und Weise kennen gelernt hat, dann verlangt er auch danach. Wir können aber so viel mehr. Wir können klopfen, reiben, ziehen, drücken, massieren….wie machst du es am liebsten? 70-80% der Frauen kommen durch die reine Stimulation ihrer Klitoris und jede macht es anders.
Der vaginale Orgasmus: ein Mythos?
Der vaginale Orgasmus wiederrum ist ein Mythos, der von Mediziner_innen, Wissenschaftler_innen, Sexolog_innen und vielen anderen mehr oder weniger fachkundigen Menschen bereits von vielen Seiten beleuchtet wurde. Die Meinungen darüber gehen stark auseinander. Was jedoch unbestritten ist, sind die Empfindungen der Frauen, die von ihren vaginalen Orgasmen berichten. Die Tatsache, dass der weibliche Körper und seine sexuellen Abläufe bis heute ein Mysterium sind, zeigt deutlich, dass manches auf der Welt einfach nach wie vor unerforschbar ist. Historisch gesehen waren die Mediziner lange der Meinung (Freud lässt grüßen), dass die weibliche Klitoris eine Art Fehlbildung des männlichen Penis ist. Wenn also die Klitoris entfernt würde (Genitalverstümmelung), dann könnte die Frau keinen Orgasmus mehr empfinden. Dem ist nicht so und dieser Meinung werden Millionen von Frauen, die verstümmelt wurden, harsch entgegentreten. Das kann also nicht die Realität sein. Eine gängige Erklärung für den vaginalen Orgasmus ist es, dass durch die vaginale Penetration die Klitoris mitstimuliert würde und dadurch ein Orgasmus entstünde. Dies würde bedeuten, dass der vaginale Orgasmus gleich dem klitoralen Orgasmus wäre. Wenn wir den Berichten von Frauen folgen ist das nicht so! Die Klitoris und der Scheideneingang liegen nicht bei allen Frauen gleich weit voneinander entfernt. Somit ist diese Theorie ebenfalls haltlos. Ein vaginaler Orgasmus ist jedenfalls nicht mit dem s.g. Squirting bei Frauen zu verwechseln. Dabei wird eine Flüssigkeit aus der Skene-Drüse ausgeschüttet. Diese Flüssigkeit ist eine Mischung aus Harn und weiblichem Ejakulat und noch nicht vollends wissenschaftlich geklärt. Sie wird in einer, einem Orgasmus ähnlichen, Explosion ausgestoßen.
Ob es einen vaginalen Orgasmus nun gibt oder nicht, kann heute nicht abschließend beurteilt werden! Und das finde ich wunderbar!
Analorgasmus – how come?
Studien belegen, dass mehr Frauen beim Analsex kommen, als bei vaginaler Stimulation, jedoch auch dabei eine allfällige klitorale Reizung von großer Bedeutung ist. Die zahllosen Nervenenden rund um den Anus machen ihn zu einer erogenen Zone. Mit ein wenig Übung sind Analsex und auch die Stimulation mit dem Finger oder einem Sexspielzeug, scheinbar fast schon ein Garant für einen Orgasmus. Das muss jedoch jede Frau für sich selbst herausfinden. Nur wer seinen Körper kennt, weiß, was er alles kann.
Heute muss es multipel sein
Wir Frauen sind vielfältig in unseren Wünschen und Bedürfnissen und auch sexuell sind wir alle unterschiedlich. Trotzdem versuchen viele dem Bild zu entsprechen, das die Gesellschaft uns vorgibt. Die Marketingmaschinerie der großen Unternehmen möchte uns sogar Sexspielzeug verkaufen, mit dem wir nicht nur einmal kommen, sondern multiple Orgasmen erleben können. Es geht immer um schneller, öfter, härter, und jetzt auch multipel. Doch das verstört mich persönlich. Diese Ansprüche habe ich an mich selbst nicht, weil sie mir nicht gut tun. Sie bauen Druck auf und genau diesen Druck möchte ich nicht in meinem Sexleben. Und schon gar nicht beim Sex mit mir selbst. Das ist das Intimste, was ich empfinden kann.
Und so ist es wohl auch nicht weiter verwunderlich, weshalb ich den Titel für diesen Blog gewählt habe. Egal, ob du kommst, egal, ob du vaginal, klitoral oder anal kommst, ob du im Stande bist zu squirten oder multiple Orgasmen erleben kannst. Nimm dich so an wie du bist und lerne dich jeden Tag besser kennen.
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